Nach einer fast dreimonatigen “Sommerpause” trafen sich die Vereine der NBV Bezirksliga 3 am 4. September ein letztes Mal zum finalen Ligaspieltag im Wanne-Eickel. Dort wurde die fast perfekte Kombi-Saison vervollständigt, nachdem über die vorherigen Spieltage ein sehr breites Spektrum an Bahnengolfvarianten bereits abgedeckt wurde (Minigolf, Beton-Miniaturgolf, Kurz-Cobigolf). Von den drei(!) Bahnengolfanlagen, die im Wanne-Eickeler Sportpark direkt nebeneinander liegen, wählte der Heimatverein die Neueste und für viele auswärtige Bahnengolfende eher unbekanntere Filzgolfanlage aus. Ein Heimvorteil? Es blieb abzuwarten, ob die Rot-Weißen den Spieltag gewinnen würden. Ein Gerücht kursierte, nach dem viele der eigenen Spielerinnen und Spieler doch die Abteilung 1-Anlage eher bevorzugt hätten.
Die Ausgangslage vor diesem Spieltag hätte nicht viel spannender sein können. Im Tabellenkeller duellierten sich der VfM Bottrop 2 und der 1. MGC Rheinhausen um den Klassenerhalt, nachdem die Duisburger ersatzgeschwächt nur den vorletzten Platz im eigenen Heimspiel belegen konnte. Einen kleinen Vorteil hatten die Bottroper, die mit einem Zähler und nur einem Schlag mehr im Gepäck die Auswärtsreise antraten. Eine ungerade Punktzahl, wenn pro Spieltagplatzierung immer zwei Punkte vergeben werden? Rheinhausen und Essen teilten sich den zweiten Tabellenplatz am ersten Spieltag… in Bottrop! Was den Duisburgern schadete konnte für die Essener am anderen Ende der Tabelle von großer Bedeutung sein: Der Tabellenführer aus Vogelheim konnte im Laufe der Saison vier Punkte Vorsprung vor dem 1. MGC Epe herausspielen. Darüber hinaus sprach auch eine Differenz von 84 Schlägen vor dem Spieltag für die Blau-Goldenen.
Das Zünglein an der Waage konnte ausgerechnet die Heimmannschaft darstellen, die mit 10 Punkten Abstand auf Platz 1 und sechs Punkten Vorsprung auf den letzten Platz einen eher spannungsfreien Spieltag vor sich haben würde.
Übernimm du, ich mach es sicher!
Bei schwülen etwa 15° C startete der Spieltag nach kurzer Verwirrung im Zuge der Schiedsrichterverkündung. Am Samstag schon mit der Staffelleitung abgesprochen tauchte Dustin Raffler plötzlich doch im Schiedsgericht auf, nachdem Thomas Barke als spielfreier Schiedsrichter vorgeschlagen und angenommen wurde. Barke, der Raffler als Schiedsrichter auf dem Aushang aufgeführt sah, ging von dem alten Stand aus und wusste bis etwa zur dritten Runde nicht, dass er Teil des Schiedsgerichts war. Das Tohuwabohu schadete bei dem fairen Spielverlauf nicht und bei einer aufkommenden kniffligen Frage an der Passage entschied Barke gewohnt kompetent.
Weltmeisterliche Frühschicht
Noch mehr Verwirrung entstand zwischen den Teilnehmenden beim Resümieren der Runden aufgrund der unbekannten Bahnbezeichnungen. Auch bei den Cobigolfern mussten Bahnen oft mit Händen und Füßen erklärt werden, trotz — oder gerade wegen — der vielen Törchen, wie dem Einfachtor, den Seitentoren, dem Schrägen Hügel mit Tor und noch mehr Seitentoren. Zumindest waren sich alle nach der ersten Runde sicher, dass Epe in Führung lag. Ein Hauch von Weltmeisterschaft, die erst vor einigen Wochen auf derselben Anlage durchgeführt wurde, wehte durch das Ergebnistableau: Andre Appelmann benötigte nur sensationelle 24 Schläge für die tückische Anlage. Platz 2 belegte mit nur zwei Schlägen Rückstand der 1. Essener CGC Blau-Gold. Günny Reinhardt spielte mit einer 28 das zweitbeste Ergebnis der Runde und sorgte für viel Applaus von dem Hang zur Anlage, auf dem die mitgereiste blau-goldene Unterstützung Platz nahm und das Schauspiel aufmerksam verfolgte. Bereits 16 Zähler dahinter lag der 1. MGC Rheinhausen auf Platz 3, die wiederum sechs Zähler Abstand auf die Sportfreunde aus Bottrop herausarbeiten konnte. Nach einer 192er Starterrunde und dem letzten Tabellenplatz ahnte man schon, dass Wanne-Eickel keinen Heimvorteil haben würde. Drei hohe 40er Ergebnisse, von denen nur Herbert Ottos 48 gestrichen werden durfte, trübten die Stimmung im Team.
Woosah!
Allgemein lautete das Credo an diesem Wochenende: Ruhig bleiben, weiterspielen, sich nicht ärgern!
Nicht allen Sportlerinnen und Sportlern gelang dies permanent umzusetzen. Wunsch, Anspruch und Realität lagen schnell weit auseinander.
Kein Wunder, bei den vielen anspruchsvollen Bahnen, die häufig sehr präzises Spielen verlangten. Auch abseits von Einschlagbahnen wurde das Minigolfen zum Spiel ohne doppelten Boden. Ein Fehlschlag und man lag im Halbfeld, mit bis zu drei weiteren Hindernissen vor der Brust und häufig ungünstigen Winkeln, um Bälle zumindest in Lochnähe zu befördern. Ein wenig Frust machte sich breit. Auch der beste Einzelspieler der Saison konnte sich davon nicht freisprechen und wies seinen Presse- und Sportwart im Affekt an, nicht in Berichten gezeigt oder genannt werden zu wollen. Alles nicht ernst gemeint, aber man sollte seinen Pressewart kennen…. 😬
Der Sommer ist noch nicht vorbei
Wikipedias Definition von Roulette passt bei Austausch nur weniger Worte verblüffend schnell zur Filzgolfpartie an diesem Wochenende: “Beim Roulette setzt man auf Zahlen bzw. bestimmte Eigenschaften von Zahlen, die durch den zufälligen Lauf einer Kugel in einem Kessel bestimmt werden.”
Die Temperaturen stiegen nach der ersten Runde schnell im Wanner Kessel an und wirkten sich nicht förderlich auf die erzielten Ergebnisse aus. Epe verschlechterte sich zur Vorrunde um neun Schläge. Andre Appelmann musste stark sein. Nur eine 29, der Bundestrainer wird auf dem Sofa die Stirn gerunzelt haben. Markus Wehmeyers 46 wurde gestrichen. Die restlichen Herausforderer spielten Ergebnisse zwischen 32 und 37 Schlägen. Die Vorlage konnten die Essener nicht nutzen. Die Vogelheimer verschlechterten sich noch deutlicher (13 Schläge), womit der Abstand auf Platz 1 bereits acht Schläge betrug. In der Blitztabelle stand Essen aber weiterhin sicher auf dem Relegationsplatz, da auch ein zweiter Platz aufgrund des Punktevorsprungs gereicht hätte. Selbst der dritte Platz hätte gereicht, dann hätten aber Schläge gezählt werden müssen. Doch das Verfolgerfeld wurde seinem Namen nicht gerecht. Der MGC Rot-Weiß Wanne-Eickel verbesserte sich zwar um fünf Schläge, doch gefährlich konnte man mit dem 37,4er Schnitt gegenüber dem Essener 34,6er Schnitt nicht werden. Der mit Abstand beste Mann der Rot-Weißen war Chris Kougioumtzidis. Während einige seiner Mitspieler erneut über 40 Schläge benötigten und drei solcher Ergebnisse gewertet werden mussten, erzielte Chris “Kay” eine tolle 28. Im Abstiegsduell erlebten die Bottroper im zweiten Durchlauf eine im wahrsten Sinne des Wortes rabenschwarze Runde: 206 Schläge. Im Schnitt benötigte jeder Mannschaftsspieler 41,2 Versuche um die 18 Bahnen zu bewältigen. Allein Karlheinz Heidemann konnte die Runde knapp mit einem roten Ergebnis beenden (39 Schläge). Umso besser lösten die Duisburger die Aufgabe und konnten den Bottropern allein in diesem Durchgang 25 Schläge abnehmen. Damit bauten sie das Polster nach unten auf insgesamt 31 Zähler aus. Vor allem Uwe Grüning (32 Schläge) und Dennis Mau (35 Schläge) überzeugten. Die Bottroper mussten reagieren, sollte das Minimalziel Klassenerhalt erreicht werden, da die Sportfreunde aus Rheinhausen auch Wanne-Eickel hinter sich stehen hatten und sich dadurch die Bottroper Punktenot vergrößerte.
Runde 3: Rheinhausen und Epe in der Mittagspause
Wie schnell sich das Blatt auf einer tückischen Anlage wenden kann, zeigte sich in der dritten Runde. Der 1. Essener CGC Blau-Gold spielte konstant weiter und benötigte für die dritte Runde 172 Schläge (34,4 Schläge im Durchschnitt). Anita Stamms Ergebnis (40) musste erneut gestrichen werden. Dustin Raffler (39 Schläge) und ███ █████████ spielten unter ihren Möglichkeiten. Die Essener durften sich in der dritten Runde vor allem bei Konrad Peithmann und Michel Zazzi bedanken, die beide nur 32 Schläge benötigten. Die zweitbeste Runde gelang – hört hört! – den Sportfreunden aus Wanne-Eickel! Die Heimmannschaft schien den Schalter umgelegt zu haben und verbesserte sich erneut (175 Schläge). Nur eine Runde über 40 Schläge, die gestrichen wurde. Chris Kougioumtzidis spielte erneut das beste Wanner-Eickeler Ergebnis (32), genau wie Arno Schimanski. Und auch die Bottroper steigerten sich stark, als sei die zweite Runde nie passiert (177 Schläge). Kevin und Andreas Lammers verbesserten sich um acht bzw. neun Schläge (32 und 33 Schläge). Die Runde lief komplett an den Golfenden aus Epe vorbei und mussten eine 41 ins Endergebnis nehmen. Laura Appelmann benötigte trotz fünf Assen nach den ersten fünf Bahnen 41 Schläge, nachdem sie die Runden zuvor bravourös mit 30 und 33 Schlägen beendete. Der Rest des Teams zeigte sich auch nicht von seiner besten Seite (Nitsche 38 Schläge, Vielhauer 38, Wehmeyer 37). Nach Andre Appelmanns 36 schaltete der Bundestrainer vermutlich auf den Minigolfbälle-Shopping-Kanal um. Essen übernahm damit plötzlich die Führung und hatte zehn Schläge Vorsprung. Durch Rheinhausens 193 wurde es am unteren Ende wieder spannender: nur noch 15 Schläge Vorsprung vor dem Abstieg. Die Duisburger konnten sich erneut auf ihr Trio um Uwe Grüning, Edgar Holtz und Heinz Pribyl verlassen (34, 35, 36 Schläge), mussten allerdings zwei 44er Ergebnisse werten lassen.
Eine Saison geht zuende
Epe spielte zum Abschluss die drittbeste Mannschaftsrunde des Tages (163 Schläge). Marieluise Vielhauers 43 wurde gestrichen; gewertet wurden fünf grüne Ergebnisse! Laura Appelmann versöhnte sich mit der Anlage durch eine tolle 30er Abschlussrunde. Sollte das für den Tagessieg reichen? Die Essener spielten deutlich schlechter, trotz der niemals müde werdenden und emsigen Betreuung von Melanie Menzel. Die beiden besten Spieler bis hierhin schwächelten leicht (Reinhardt 36, Zazzi 37). Dafür sprangen Dustin Raffler (31 Schläge) und Anita Stamm ein, die zum “richtigsten” Zeitpunkt eine Runde unter 40 Schlägen aufs Filz legte (35 Schläge)! █████████ Junior benötigte 39 Schläge. Über die komplette Saison gesehen steuerte er damit sein erstes Streichergebnis ausgerechnet in der letzten Runde des regulären Ligaspielbetriebs. Es hat nicht ███s Tag sein sollen, nach einer ganz tollen Minigolfsaison mit ganz ganz vielen Superlativen. Durch Peithmann Seniors 33 stand am Schluss eine 172 an der Ergebnistafel. Und… die Frage… reichte das den Blau-Goldenen? Andre Appelmanns Handy lief heiß. Der Schiedsrichter rechnete bereits vor ███ █████████s Ass an der Mulde kräftig mit. Ja, es reichte den Essenern, womit nach Rheinhausen der nächste Auswärtssieg perfekt gemacht werden konnte. Ein einziger Schlag unterschied die Teams aus Epe und Essen, die nur in einer der vier Runden ein besseres Resultat erzielen konnten. Der dritte Platz ging an die Heimmannschaft, mit einem großen Abstand von 60 Schlägen auf den Zweitplatzierten. Wieder mussten zwei Ergebnisse von über 40 Schlägen gewertet werden. Nick Eberle, der eine tolle Saison spielte, steigerte sich an diesem Spieltag kontinuierlich und belohnte sich in der vierten Runde mit einer 35. Chris Kougioumtzidis spielte erneut eine starke Runde (31) und war der einzige Spieler des Tages, der keine rote (Ergebnis über 35 Schläge) oder schwarze Runde (Ergebnis über 39 Schläge) zu verzeichnen hatte. Mit dieser Konstanz konnte er das zweitbeste Tagesergebnis erzielen (123 Schläge) und musste sich nur Andre Appelmann geschlagen geben (122). Es lohnt an dieser Stelle zu erwähnen, dass Günny Reinhardt das drittbeste Ergebnis aller Teilnehmenden erzielte und damit ein ganz großes Ausrufezeichen zum Abschluss der Saison setzte. Wie sah es in der unteren Tabellenhälfte aus? Rheinhausen schienen die Kräfte auszugehen. Von Runde zu Runde wurden es mehr Schläge. Am Schluss stand eine 197 auf dem Anzeigemonitor am Vereinsheim des Ausrichters. Von den drei Zugpferden lahmte eins. Heinz Pribyl benötigte 49 Schläge und war damit noch nicht der Streicher! Edgar Holtz und Uwe Grüning verhinderten Schlimmeres (beide 35 Schläge). Und Bottrop? Eine ähnliche Leistung wie in Runde 3 würde genügen. Doch auch die Sportfreunde vom VfM schwächelten und konnten nur eine 189er Mannschaftsrunde erzielen. Uwe Hellmich erzielte eine 32 und Kevin Lammers eine 34, doch es hat nicht reichen sollen. Drei gewertete Ergebnisse über 40 waren zu viel des Guten. Am Schluss fehlten sieben Schläge für den Klassenerhalt, womit die zweite Mannschaft des VfM Bottrop in die Kreisliga absteigt.
Meister müssen aufsteigen
Und der 1. Essener CGC Blau-Gold, Meister der Bezirksliga 3? Der muss am 1. und 2. Oktober gegen die anderen drei Staffelsieger um zwei Aufstiegsplätze relegieren. Wo? Das steht knapp einen Monat vor dem Turnier noch immer nicht fest. Möglicherweise wird dies auch erst nach dem 18. September veröffentlicht, um eine Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden, da nicht alle Spieltage der Bezirksliga durchgeführt werden konnten. Die Auswirkungen der Deutschen Miniaturgolf-Meisterschaften in Gebhardshagen waren zu erkennen: Die Drittbesetzung des BGS Hardenberg Pötter hatte fünf Corona-Fälle zu beklagen und konnte diese Ausfälle scheinbar nicht mit anderen Spielerinnen und Spielern auffangen. Wer das kontrollieren wollte oder sollte ist fraglich. Mit viel Pech wird es dann am einzigen Trainingswochenende Ende September regnen, sodass die Mannschaften, deren Spielerinnen und Spieler unter der Woche trainieren können einen Vorteil haben werden. Warum Meister nach einer tollen Saison überhaupt relegieren müssen und zwei von ihnen um den Ertrag ihrer harten Arbeit betrogen werden ist auch fraglich. Mit leichten Anpassungen an der Ligenstruktur könnte diese Perfidität vermieden werden, womit die Langzeitmotivation der Sportlerinnen und Sportler bewahrt und der volle Terminkalender entlastet werden könnte. An dieser Stelle bleibt den Sportfreunden aus Hardenberg nur eine gute Besserung zu wünschen — dem Minigolf im NBV eine Systemreform.